10-Minuten-Test zur Sichtbarmachung lokaler Effekte phenolischer Substanzen auf der Rachenschleimhaut (Bürgerexperiment)
Phenolische Naturstoffe (z. B. aus Olivenöl oder Tees) zeigen in Laborarbeiten antivirale, antioxidative und immunmodulierende Effekte. Mit einem einfachen, reproduzierbaren 10-Minuten-Protokoll lässt sich prüfen, ob und wie sich solche Substanzen lokal in der Rachenschleimhaut anreichern und über Stunden nachweisen lassen. Ziel ist eine niedrigschwellige Datenerhebung, die klinisch und als Citizen-Science-Ansatz wiederholbar ist.
Wissenschaftlicher Hintergrund & Relevanz
Die Schleimhaut der oberen Atemwege (mukosale Immunität) ist die erste Abwehrbarriere gegen respiratorische Viren. Ihre Beschaffenheit – Hydratation, Ziliarfunktion, Integrität des Epithels – sollte daher in jeder wissenschaftlichen Bewertung systematisch miterfasst werden. Unterschiede im Schleimhautzustand können erklären, warum:
- Risikogruppen (v. a. ab 60/70+) häufiger schwere Verläufe entwickeln,
- Säuglinge/Kleinkinder ohne Vorimmunisierung seltener schwer erkranken,
- Personen bei gleicher Exposition im selben Raum unterschiedliche Verläufe zeigen,
- Schnarchen (häufiger bei Männern) über mechanische Reizung/Austrocknung das Risiko beeinflussen kann
Ziele
- Sichtbarmachung lokaler Effekte phenolischer Substanzen im Rachen (Fluoreszenz-Nachweis).
- Persistenz prüfen: Einlagerung/Signal über Stunden dokumentieren.
- Praxisnahe Datenerhebung als Brücke zwischen Laborbefunden und klinischer Beobachtung.
Fragestellungen / Hypothesen
- H1: Phenolische Substanzen lagern sich lokal in vorgeschädigter/gereizter Schleimhaut vorübergehend ein und sind optisch nachweisbar.
- H2: Der Schleimhautzustand (Befundscore) moduliert die Signalstärke und Persistenz.
- H3: Altersgruppen (50–59 / 60–69 / 70+) unterscheiden sich in Befund und Persistenz auch nach Adjustierung gängiger Kovariaten.
- H4 (explorativ): Expositions-/Verhaltensfaktoren (z. B. trockene Luft, Schnarchen, Rauch, Reflux) korrelieren mit dem Befund
Probandengruppen (Priorisierung)
- Gesunde Freiwillige (Machbarkeit, Baseline).
- Personen mit akuter viraler Infektion (höhere Aussagekraft).
- Klinikpersonal mit regelmäßigem Patientenkontakt (z. B. 14 Tage auf Infektions-/Erkältungsstation), auch beschwerdefrei.
- Risikogruppe: bevorzugt ab 60, besser 70+ (Vorerkrankungen häufig).
Endpunkte & Messgrößen
Primär
- Optischer Nachweis (ja/nein; Intensitätsskala 0–3) von Fluoreszenz-Signalen nach Applikation.
- Persistenz des Signals (T0 vs. T+1–2 h; optional T+6–12 h).
Sekundär
- Klinischer Befundscore: Rötung, Schwellung, Sekret, Trockenheit (ordinal).
- Subjektive Parameter: Kratzen/Schmerz, Schluckbeschwerden (VAS 0–10).
- Exposition/Verhalten: Schlaf/Schnarchen, Luftfeuchte, Rauch, Reflux, Medikamente (Fragebogen, kategorial).
Material & Vorbereitung
- Testsubstanz: kleine Menge Olivenöl (Standardisierung: Sorte/Marke und Menge dokumentieren).
- Lichtquelle: Laserpointer 405 nm (violett).
- Dokumentation: Probanden-Bogen (Pseudonym-ID, demografische Basisdaten, Zeitpunkte, Parameter). Optional: Foto-/Videoaufnahme (mit Einwilligung)
Durchführungsprotokoll (≈ 10 Minuten)
- Nur durchführen, wenn es praktisch umsetzbar, den Testpersonen zumutbar und sinnvoll erscheint.
- Applikation: Proband:in gurgelt kurz mit einer kleinen Menge Olivenöl; Überschuss ausspucken.
- T0-Nachweis: Rachen mit 405-nm-Laser beleuchten; rötliche Fluoreszenz lokalisiert sichtbar machen; Befund und ggf. Foto dokumentieren.
- Persistenz-Test: Nach 1–2 Stunden ohne erneute Applikation Schritt 2 wiederholen (optional zusätzlich T+6–12 h).
- Protokollierung: Substanz/Marke, Applikationsdauer, Laser (ja/nein), Befund T0/T+1–2 h (Skala), optional Foto, Bemerkungen.
Hinweis: Kurzzeitiges Brennen bei gereizter Schleimhaut ist möglich (typ. 5–20 s).
Datenformat (Vorschlag)
Pseudonym-ID · Alter · Datum/Uhrzeit · Substanz/Art/Marke · Applikationsdauer · Laser (ja/nein) · Befund T0 (ja/nein/Skala) · Befund T+1–2 h (ja/nein/Skala) · optional Foto (ja/nein) · Bemerkungen.
Auswertung (skizziert)
- Deskriptiv: Häufigkeiten/Median (Skalen), Korrelationen (Spearman) zw. Signal/Score und Alter/Exposition.
- Within-Subject: T0 vs. T+1–2 h (gepaarte Tests für ordinale Daten, z. B. Wilcoxon).
- Stratifiziert: Alterskohorten und Expositionsfaktoren; Adjustierung für Kovariaten (z. B. ordinales Regressionsmodell).
- Reproduzierbarkeit: Wiederholungsmessungen (ICC), Inter-Rater-Reliabilität bei Foto-Ratings (blinded).
Qualitätssicherung & Bias-Kontrolle
- Standardisiertes Licht/Abstand bei Laser-Inspektion; Checkliste pro Messung.
- Einheitliche Instruktion (Menge/Art des Öls, Gurgel-Dauer).
- Fotodokumentation nach Schema (Winkel/Abstand), wenn möglich.
- Blinding: Foto-Beurteilung durch Zweitgutachter:in ohne Kenntnis der Gruppe/Zeit.
- Störfaktoren (akuter Husten, jüngste Inhalation, Heißgetränk, Nikotin) vor der Messung ausschließen/protokollieren.
Sicherheit, Ethik & Grenzen
- Keine Therapieempfehlung; experimentell, nicht als Behandlung gedacht.
- Einwilligung (informiert), Datenschutz (Pseudonymisierung) und ggf. Ethikvotum beachten.
- Bei gereizter Schleimhaut mögliches Brennen; Messung abbrechen, falls unangenehm.
- Grenzen: Optischer Nachweis zeigt Anreicherung, nicht automatisch klinischen Nutzen. Weitere Studien (z. B. inhalative Polyphenole) sind sinnvoll, um Effekte auf gesamte Atemwege zu prüfen.
Perspektive
- Erweiterung auf inhalative polyphenolhaltige Kräuter, um den Wirkbereich auf Nase/Nebenhöhlen/Rachen auszudehnen.
- Serielle Messungen (mehrere Tage) und größere Kohorten in Klinik-Settings (inkl. Klinikpersonal) als nächster Schritt.
Ergänzung: Fotodokumentation (optional, fortgeschritten)
Wichtig: Aussagekräftige Fotos sind ohne kontrollierte Lichtbedingungen schwer. Für die ersten versuche, reicht die visuelle Befundskala (0–3) ohne Bild.
Praxis-Hinweise (bewährt):
- Umgebung: fast abgedunkelter Raum, eine dimmbare Lichtquelle als schwache Dauerbeleuchtung.
- Kamera: Automatik vermeidet das; manuelle Belichtung bevorzugt (z. B. DSLR wie Nikon D5100).
- Belichtung: keine Automatische Anpassung..
- Stabilisierung: Stativ oder fester Auflagepunkt; fixer Abstand/Winkel; Mundspatel (war nicht nötig).
- Lichtabgleich: Das Dauerlicht so dimmen, dass die Kamera-Belichtung nicht nachregelt; dann erst das 405-nm-Licht zuschalten.
- Reflexe vermeiden: Speichel/Glanzflächen minimieren; kurz schlucken lassen; Fokus auf punktuelle, rötliche Fluoreszenz.
- Dokumentation: Datei der Pseudonym-ID zuordnen; Zeitpunkt (T0, T+1–2 h) im Dateinamen notieren.
Anmerkung: In bisherigen Versuchen wirkten die Effekte mit bloßem Auge teils eindrucksvoller als auf den Fotos – es gibt viel Spielraum für bessere Bildqualität bei standardisiertem Setup.